Geschlossene Scotch Whisky Brennereien

Geschlossene Destillen

Wer etwas tiefer in die Welt der Scotch Whisky eintaucht, stolpert früher oder später über Lost Distilleries. Zu Deutsch nicht mehr produzierende Whisky Brennereien. Das sind Destillerien, die momentan keinen Whisky mehr herstellen. Einige von ihnen wurden sogar abgebrochen und werden nie wieder in der gewohnten Form die Arbeit aufnehmen. Viele von diesen Whisky Brennereien in Schottland sind fast vergessenen. Einige wenige erfreuen sich eines überaus wünschenswertem Image. Oft hängt das mit knapper Verfügbarkeit, gutem Marketing oder beiden Faktoren in Kombination zusammen. Eine Handvoll dieser nicht mehr stillgelegten Brennereien werden im Folgenden vorgestellt.



Banff Distillery



Eine der Brennereien in Schottland, die im Laufe ihrer Existenz äußerst hart vom Schicksal getroffen wurde, ist die Banff Distillery in den schottischen Highlands. Die Produktionsstätte lag in dem kleinen Ort  Inverboyndie unweit der Deveron Mündung in die Nordsee. 1877 ereignete sich das erste große Unglück. Ein Feuer zerstörte das Hauptgebäude der Brennerei. 1941 folgte die nächste Katastrophe. Ein deutscher Bomberangriff zerstörte große Teile der Anlage. Eine Explosion, ausgelöst durch Lötarbeiten an den Kesseln verwüstete die Anlage ein weiteres Mal im Jahre 1959. Nach den einzelnen Unglücken war die Brennerei jeweils einige Zeit geschlossen. Zum letzten Mal stellte sie dann 1983 endgültig den Betrieb ein. Und selbst im Ruhestand blieb die Destillerie nicht von Unglücken verschont. 1991 brannte die bereits teilweise abgebrochene Brennerei erneut. 

Durch all die Zerstörung sind nur noch wenige Whiskies dieses Hauses zu bekommen. Der letzte Besitzer Scottish Malt Distillers (Vorläufer von Diageo) brachte kaum eigene Abfüllungen der 1824 gegründeten Brennerei heraus. Heute sind noch vereinzelt Abfüllungen von Rare Malts Selection, Connoisseurs Choice (Gordon & MacPhail) und Duncan Taylor zu haben. Der Hausstil wird von Michael Jackson als cremig, duftend und fruchtig (Zitronengras, Limette, Aprikose) bezeichnet.


Imperial Distillery



Im Herzen der Speyside direkt am Fluss Spey lag die Imperial Distillery. In ihrer gut 100 jährigen Geschichte war sie die meiste Zeit geschlossen. Von ihrer Eröffnung 1897 bis zur endgültigen Schließung 1998 war sie insgesamt nur 45 Jahre in Betrieb. 2005 wurden die Gebäude schließlich abgerissen, um dem Neubau der Dalmunach Distillery Platz zu machen. Beide Whiskys sind oder waren fast ausschließlich für Blended Whiskies vorgesehen. Anfang der 1990er Jahre launchte Imperial eine standardmäßige 15 Jahre alte Abfüllung. Die ist heute nur noch schwer zu bekommen. Es sind noch einige unabhängige Abfüllungen von Signatory, The Single Malts of Scotland oder Morrison Scotch Whisky Company auf dem Markt zu finden. 

Der Stil von Imperial wird als fruchtig und süß beschrieben. Viel Zitrusaroma trifft auf Holz und etwas Rauch. Einer der Gründe, der sicherlich maßgeblich zum Niedergang der Produktionsstätte geführt hat, waren seine riesigen Brennblasen (Wash Stills: 18.500 Liter – Spirit Stills: 20.500 Liter). Angeblich konnten auf der Anlage nur große Mengen oder gar nichts gebrannt werden. Das war in den wirtschaftlich schwierigen 1980er und 1990er Jahren ganz sicher kein zuträgliches Argument für die Weiterführung der Destillerie.


Lochindaal Distilleey



Auch wenn die Stilllegung der Lochindaal Brennerei schon fast 100 Jahre zurückliegt, begegnet sie dem Islay Whisky Fan doch noch häufig. Wobei der Name Lochindaal weniger Bekanntheit genießt, wie sein Synonym Port Charlotte. Das ist unteranderem der Bruichladdich Destillerie auf Islay zu verdanken. Hier wurde nicht nur eine ihrer Abfüllungen nach der stillgelegten Brennerei benannt. Es wird auch seit Jahren geplant, die vergessene Scotch Whisky Destillerie neu zu eröffnen. Es bleibt abzuwarten, wann genau die neue Brennerei die Arbeit aufnehmen wird. In dem Ort Port Charlotte auf der Insel Islay  gab es bis 1852 eine weitere in Vergessenheit geratene Brennerei, der Bruichladdich ebenfalls mit einer ihrer Abfüllungen Tribut zollt: Octomore. 

Lochindaal begann 1829 zu arbeiten und wurde 1929 geschlossen. Die Jahresproduktion betrug etwa 500.000 Liter New Make, was für damalige Verhältnisse eine ansehnliche Menge war. Die Destillerie verfügte über drei Brennblasen. Wobei ganz interessant ist, dass zur Zeiten der Port Charlotte Brennerei in Schottland häufig noch dreifach destilliert wurde. 


Kupferbrennblasen - Gschlossene Destillen

Rosebank Distillery



Offizielles Gründungsjahr für die Rosebank Destillerie in Falkirk ist 1840. Doch an gleicher Stelle; verkehrsgünstig an den Ufern des Forth-Clyde-Kanals gelegen, wurde schon Ende des 18. Jahrhunderts Whisky gebrannt. Rosebank destillierte im für die Lowlands typischen dreistufigen Brennverfahren. Ende des 20. Jahrhundert; 1993 war dann wieder Schluss. Der damalige Besitzer United Distillers schloss die Rosebank Destillerie. Das Nachfolgeunternehmen Diageo brachte noch einige beachtete Abfüllung im Rahmen der Flora & Fauna Serie heraus. Zuletzt einen 21-jährigen in Fassstärke. 

Mittlerweile tut sich bei Rosebank wieder einiges. Ian Macleod hat 2017 die Reste der Brennerei und die Rechte an der Marke gekauft und plant für 2022 eine Wiedereröffnung der Brennerei. Ian Mcleod hat bereits 2011 die Malt Destillerie Tamdhu aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und ist erfolgreich mit den Single Malts von Glengoyne am Markt. Dementsprechend groß ist die Vorfreude auf die Wiedereröffnung der Rosebank Distillery. Aus den alten Beständen wurde 2020 noch ein 30-jähriger Rosebank abgefüllt. Die Whiskies zeichnen sich durch Aromen wie Kamille, Klee, Gewürze und Apfel aus.


Port Ellen Distillery



Die Port Ellen Whisky Destillerie auf der Insel Islay gehört ganz sicher zu den bekanntesten geschlossenen Malt Brennereien in Schottland. Dafür sorgt der Mutterkonzern Diageo regelmäßig mit atemberaubenden Abfüllung im Rahmen der Special Release Serien. Auch die wenigen unabhängig abgefüllten Flaschen der kultigen Brennerei sind schnell vergriffen. Es bleibt immer ein Rätsel, wann die letzte Abfüllung der noch übrigen Bestände die Lagerhäuser verlassen. Dementsprechend hoch sind auch die Preise für eine Flasche Port Ellen, der dann nicht selten als Anlageobjekt in der Vitrine verschwindet. Die Brennerei wurde 1825 gegründet und stellte 1983 den Betrieb ein. Auf dem ehemaligen Geländer der Destillerie befindet sich heute eine große Mälzerei, die fast alle Islay Brennereien mit Barley Malt versorgt. 

Vor wenigen Jahren kündigte Diageo an, die Port Ellen Destillerie wieder in Betrieb zu nehmen. Bedingt durch die Corona Pandemie haben sich die Pläne aber nicht umsetzen lassen und der Tag der Wiedereröffnung steht in den Sternen. 

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